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Kunststoff-Deutschland - News-Corner
 
02.02.2016
 
  
Engel: Liquidmetal Forum - erste Anwendungen gehen in die Projektierung
    
Mitte Januar drehte sich im ENGEL Deutschland Technologieforum Stuttgart zwei Tage lang alles um Liquidmetal. Zum ersten Mal präsentierte der Spritz-gießmaschinenbauer ENGEL gemeinsam mit seinen Systempartnern Liquidme-tal Technologies und Materion Corporation das Potenzial der neuen Werkstoffe und deren effizienten Verarbeitung in einem exklusiven Event seinen Kunden und Interessierten – und das mit sehr großem Erfolg. Viele Teilnehmer hatten bereits konkrete Fragen und Produktideen im Gepäck. Die ersten Anwendun-gen gehen jetzt in die Projektierung.

Mehr als 200 Gäste folgten der Einladung des österreichischen Maschinenbauers zum Li-quidmetal Forum in dessen südwestdeutsche Niederlassung. „Die Zahl der Anmeldungen hatte bereits im Vorfeld unsere Erwartungen bei weitem übertroffen“, freut sich Claus Wilde, Geschäftsführer von ENGEL Deutschland und Leiter des Technologieforums Stuttgart, der das Event eröffnete. Die ursprünglich für einen Tag geplante Veranstaltung wurde angesichts der hohen Zahl an Anmeldungen kurzfristig um einen weiteren Tag verlängert. Die Gäste kamen nicht nur aus dem Verkaufsgebiet der Niederlassung, sondern aus allen Regionen Deutschlands, aus Österreich, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Schweden. Nur etwa die Hälfte der vertretenen Firmen gehört bereits zum Kundenstamm von ENGEL. Neben Kunststoffverarbeitern nutzten auch viele Metallverarbeiter die Chance, die neue Technologie und die Firma ENGEL kennenzulernen. Fanden die Spritzgießmaschinen, Roboter und Systemlösungen von ENGEL bislang ausschließlich für die Verarbeitung von polymeren Werkstoffen Einsatz, eröffnet der Maschinenbauer jetzt auch für die Metallverarbeitung neue Effizienz- und Qualitätshorizonte.

Völlig neuartige Materialeigenschaften
Der Name Liquidmetal steht für eine Gruppe von Zirkonium-basierten Legierungen, die von Liquidmetal Technologies in Rancho Santa Margarita, Kalifornien, USA, entwickelt wurden. Als exklusiver Maschinenbaupartner ist ENGEL der einzige Anbieter weltweit, der Maschinen und Systemlösungen für die Spritzgießverarbeitung dieser Materialien anbietet. Ein dritter Partner ist der Materialhersteller und -distributor Materion mit Stammsitz in Mayfield Heights, Ohio, USA. Während der Forumveranstaltung stellten die drei Partner gemeinsam die neuen Materialien, deren effiziente Verarbeitung im Spritzguss und das Anwendungspotenzial vor.

Beeindruckt waren die Teilnehmer vor allem von den völlig neuartigen Materialeigenschaften. „Dank ihrer amorphen, nicht-kristallinen Struktur sind aus Liquidmetal hergestellte Bauteile extrem hart und gleichzeitig hochelastisch, was zu einem sehr guten Rückstellverhalten führt“, so Steffen Mack, Manager Business Development von Materion, in seinem Vortrag. „Sie haben ein geringes spezifisches Gewicht, sind korrosionsbeständig und biokompatibel.“ Dass sich die Legierungen im Spritzguss verarbeiten lassen, ist ein weiterer Vorteil gegenüber anderen metallischen Werkstoffen, denn dies ermöglicht besonders effiziente, hochautomatisierte und integrierte Fertigungsprozesse. In nur einem Arbeitsschritt liefert die Spritz-gießverarbeitung einsatzfertige Bauteile mit einer sehr hohen Oberflächengüte.

„Die Eigenschaften faszinieren jeden, der mit Kunststoffen oder Metallen arbeitet“, sagt Heinz Rasinger, Leiter des Geschäftsbereichs Teletronics von ENGEL AUSTRIA. „Jetzt geht es um die Frage, wie wir diese Eigenschaften bestmöglich nutzbar machen. Mit den Teilnehmern unseres Forums haben wir zum Teil schon sehr konkrete Ideen diskutiert. Es zeigt sich, dass es weniger darum gehen wird, die Werkstoffe bestehender Produkte zu substituieren, als vielmehr zu evaluieren, wie wir materialgerecht konstruieren können, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Was wir hier die zwei Tage erlebten, ist regelrecht eine Aufbruchstimmung, vergleichbar mit dem Aufkommen der Thermoplaste.“

Großes Potenzial von der Medizintechnik bis zur Luft- und Raumfahrt
Das große Interesse der Konferenzteilnehmer zeigte sich vor allem in den regen Diskussionen nach den Vorträgen und an der Spritzgießmaschine im Technikum. Dort wurden Musterteile produziert, kleine Fähnchen mit einer sehr filigranen, dreidimensional anspruchsvollen Struktur. Die Live-Demonstration stellte die Effizienz des Verfahrens, die hohe Präzision der Spritzgießmaschine sowie die herausragende Oberflächengüte der Produkte eindrucksvoll unter Beweis.

Im Panel of Experts hatten die Konferenzteilnehmer die Möglichkeit, ihre Produktideen und Fragen in einer kleinen, vertraulichen Runde mit den Experten von ENGEL, Liquidmetal Technologies und Materion zu diskutieren. Einige Firmen brachten hierfür Musterteile und CAD-Zeichnungen mit. „In den Gesprächen ergaben sich für einige Produkte sehr vielversprechende Ansätze“, so Rasinger. „Wir werden in Kürze mit den ersten Projekten starten.“

Das Panel of Experts bestätigte einmal mehr, dass es über ein breites Feld Anwendungen geben wird. Von der Medizintechnik über Elektronik, Automotive und Luft- und Raumfahrt bis hin zur Sportgeräteindustrie. „Vor allem für mechanisch stark beanspruchte Bauteile mit ho-hen Anforderungen an das Bauteildesign und die Oberflächenqualität eröffnet Liquidmetal große Chancen“, betont Christoph Lhota, Leiter der Business Unit Medical von ENGEL AUSTRIA, und denkt dabei unter anderem an die langen und teilweise sehr filigranen Instrumente für die Schlüssellochchirurgie. Weitere Anwendungsbeispiele, die in Stuttgart diskutiert wurden, sind Funktionsbauteile für Elektrogeräte und Dekorelemente für den Autoinnenraum.

Besonders spannend ist auch die Frage nach der Kombinierbarkeit von Liquidmetal mit anderen Metallen oder Kunststoffen in einem Mehrkomponentenprozess. „Wir haben in unserem Technikum in Kalifornien bereits Mehrkomponentenmusterteile aus Liquidmetal und einem anderen Metall hergestellt“, gibt Thomas Steipp, CEO von Liquidmetal Technologies, den Konferenzteilnehmern einen Ausblick auf die weiteren Entwicklungsschritte. „Bislang handelt es sich um Transferprozesse, denkbar ist aber auch ein integriertes Verfahren.“

Lohnfertigungskapazitäten bald auch in Europa
Das Technikum von Liquidmetal Technologies wird nicht nur für Entwicklungsaufgaben genutzt. 2014 begann das Unternehmen Kapazitäten für die Lohnfertigung aufzubauen und ist inzwischen ISO 9001:2008 zertifiziert. „Wer in die neue Technologie einsteigen möchte, muss nicht sofort in eine eigene Fertigungszelle investieren“, so Steipp. „In unserem Manufacturing Center of Excellence in Kalifornien sind wir gerüstet, Prototypen sowie Serienteile im Kundenauftrag zu produzieren. Darüber hinaus ist es unser Ziel, auch in Europa Lohnfertigungskapazitäten aufzubauen.“ Voraussetzung für den Einstieg in die neue Technologie ist lediglich eine Lizenz, die von Liquidmetal Technologies vergeben wird. Apple und die Swatch Gruppe zählen bereits zu den Lizenznehmern.
Nach dem großen Erfolg des Liquidmetal Forums planen ENGEL, Liquidmetal Technologies und Materion weitere gemeinsame Veranstaltungen.


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